Ich liebe die authentischen Bars in Santiago de Compostela. Das sind meine Tipps für «cervezas» und Tapas in Café-Bars voller lokalem Flair.
Ich bin ein Freund des Authentischen, derjenigen Orte, welche die Traditionen einer Kultur leben. Und bei spanischen Bars ist das meist etwas Derbes, Pragmatisches. Gemütliche Einrichtung und modernes Design sucht(e) man da vergebens. Wichtig sind die Theke, ein paar Tische und Herzhaftes aus der Küche. Langsam passen sich die Bars auf dem Jakobsweg, insbesondere diejenigen, die einzig für die Pilger eröffnet wurden, allerdings dem Geschmack der Gäste nach «Cozyness» an. Plötzlich finden sich da Loungesessel und Sinnsprüche vom Paulo Coelho an den Wänden. Natürlich ist das gemütlich (und auch ich mache es mir da manchmal gemütlich), aber mit einer ursprünglichen spanischen Café-Bar hat das wenig zu tun.
Und auch in der Stadt Santiago waren zur Anfangszeit meines Pilgerns vor nunmehr 20 Jahren die Kneipen und Restaurants eher spartanisch eingerichtet. Nun hat auch hier die Modernisierung eingesetzt und es sind einige wirklich geschmackvolle Etablissements entstanden – und dennoch zieht es mich immer wieder zu den, wie ich sie nennen möchte, «originalen Bars». Das sind meine Tipps für ein typisches Spanienfeeling.
Café Bar San Francisco
In der Rúa de San Francisco, der einzigen Zufahrtsstrasse zum Praza do Obradoiro vor der Kathedrale, befindet sich die Mini-Bar, in der jeglicher Zeitgeist vorbeigegangen zu sein scheint. In dem Raum befinden sich vielleicht drei Tische – der schönste ist der am Fester, an dem ich am Jakobstag einst dem spanischen König Felipe in seiner Limousine zugewunken habe (und er mir zurück). Das Angebot ist das typische – aber die Bocadillos sind mit besonders viel Liebe gemacht, wie ich finde.
Bar La Cueva
In der Stichstrasse zwischen der Rúa do Vilar und der Rúa do Franco an einem kleinen Platz ohne Namen befindet sich die Bar La Cueva. Während in der Rúa do Franco ein Restaurant auf das Nächste folgt, die hauptsächlich Touristen bedienen, wird dieses kleine Plätzchen auch von den santiagoer Studenten besucht. Sommers wie winters steht man hier vor der Bar und trinkt einen Hierbas (den Kräuterschnaps) oder einen Licor de Café, einen Kaffeelikör. Von der kleinen Auswahl an Raciones, sollte man die «Tigres Rabiosos» probieren, Miesmuscheln an scharfer Sosse.
Bar Orella
Der Begriff Orella ist die galicische Variante des spanischen Oreja, das Ohr. Der Name ist hier Programm: Wer ein alkoholisches Getränk bestellt, bekommt eine Portion Schweineohren dazu, die hier in Galicien als Delikatesse gelten. Gekocht haben sie eine weiche Konsistenz mit einem harten Kern, dem Ohr-Knorpel. Schon allein wegen dieser besonderen Tapas, sollte man hier in dem kleinen Bar-Restaurant-Mix neben der oben beschriebenen La Cuevas einen Stopp einlegen – Schweineohren schmecken viel besser als ihr Ruf! 😉
La Campana
Direkt an der Ecke neben dem ehemaligen Kloster San Martín Pinario (gegenüber dem Nordportal der Kathedrale) behauptet sich diese kleine Bar tapfer gegen die Anbrandungen der Moderne. Sieben Tische befinden sich im Innenraum und nochmals drei auf der Strasse (ich habe gezählt!). Das Wirtepaar ist meist mürrisch, die Ablage hinter der Theke chaotisch aber die Tortilla kommt in grosser Portion auf den Tisch. Und schmeckt herrlich! Hausmannskost!
O xachegou
Die Altstadt von Santiago teilt sich in zwei Teile. Grob gesprochen ist der Bereich links vom Jakobsweg der touristische mit den meisten Souvenirläden und Restaurants. Rechts ist das Flair noch ursprünglicher. Und hier (in der Rúa de Algalia de Abaixo) befindet sich die einfache Bar O xachegou, in der sich Studenten und die Einwohner des Quartiers treffen – Pilger und Touristen verirren sich kaum hierher. Die Speisekarte ist klein und sehr rustikal ohne jegliches Bemühen um ansprechende Deko. Aber die Portionen sind gross und günstig, eine typische Revierkneipe eben.