Eine Pilgerreise ist eine körperliche Herausforderung. Dies sind die häufigsten Beschwerden und gesundheitlichen Probleme auf dem Jakobsweg.
«No pain, no glory», liest man auf dem Camino immer wieder, keine Schmerzen, keine Verherrlichung. Das ist natürlich Blödsinn! Das Glücksgefühl, den Jakobsweg geschafft zu haben, hat nichts mit den Schmerzen zu tun.
Und ja: Jeder, der den Camino geht, leidet – auch wenn es nur für eine gewisse Zeit ist. Die meisten Menschen sind es nicht gewöhnt, 20+ Kilometer am Tage zu laufen und dazu noch einen etwa 10 Kilogramm schweren Rucksack zu tragen. Der Körper ist überfordert und regiert mit Schmerzen: Muskelkater, Druckschmerzen durch den Rucksack, schmerzende Fussballen, welche die Strapazen schlicht nicht gewohnt sind, Gelenkschmerzen.
Die gute Nachricht: Der Körper hat die Fähigkeit, sich schnell auf die neue Belastung einzustellen, die Schmerzen verschwinden (Es sei denn, es handelt sich um ein gravierenderes medizinisches Problem). Wichtig: Wenn Gelenke (Knie, Knöchel) schmerzen, ist das meist eine Überforderung und harmlos. Schwellen die Gelenke allerdings an, muss man unbedingt einige Pausentage einlegen und am besten einen Arzt aufsuchen.
Bis die Schmerzen nachlassen, muss man etwa eine Woche rechnen, manchmal dauert es aber auch 14 Tage.
Wenn ich einen neuen Camino beginne (nachdem ich zuhause einen Sitz-Job habe), schmerzen nachts meine Muskeln rund um die Hüfte so stark, dass ich manchmal nicht einschlafen kann. Dann hilft eine Schmerztablette. Aber spätestens nach zwei Wochen sind die Schmerzen vorbei und das Pilgern ist dann wie Fliegen!
Ich kenne keinen Pilger, der in er ersten Zeit nicht mit Blasen, Muskelschmerzen oder auch Sehnenentzündungen zu kämpfen hat. Bei mir ist das meist eine Sehnenscheidenentzündung am Schienbein. Dann nehme ich ein entzündungshemmendes Schmerzmittel und versuche, die Beine so oft es geht zu kühlen. All das geht vorbei!
Ansonsten können auftreten:
Magen-Darm-Probleme Insbesondere wenn man Wasser aus Brunnen trinkt (auch wenn das Wasser als trinkbar angeschrieben ist) kann es im heissen Süden zu Durchfall kommen. Ich bin in diesem Punkt etwas heikel und verwende, wenn möglich, nur gekauftes Wasser. Ein möglicher Ort für Infektionen sind zudem die Trinkflasche und das Mundstück des Wasserbeutels. Wenn man diese länger verwendet, können sich dort fröhlich Bakterien vermehren. Also: Flasche und Mundstück regelmässig mit heissem Wasser und Spülmittel reinigen!
Hitzeschlag/Sonnenstich Auf meiner Via de la Plata im Juli, als ich tagelang mit Temperaturen jenseits der 40 Grad kämpfen musste, erwischte mich ein Hitzeschlag/Sonnenstich mit Kopfschmerzen, Erbrechen und Fieber. Ich konnte mich zum Glück drei Tage in einer Herberge auskuriert, in der man sich liebevoll um mich gekümmert und einen Arzt gerufen hat. Ein Hitzeschlag und der etwas mildere Sonnenstich ist eine ernste Erkrankung, die auf eine Überhitzung des Gehirns durch Wärme und grosser Anstrengung zurückgeht. Vorbeugen kann man einen Hitzeschlag, indem man die heissen Stunden des Tages zum Wandern meidet und indem man genügend trinkt. Im spanischen oder französischen Hochsommer dürfen das gerne 3 bis 4 Liter Wasser sein.
Dehydration Wenn man im Sommer im Süden unterwegs ist, verliert der Körper viel Wasser, was man wegen der trockenen Hitze teils kaum merkt. 3 – 4 Liter Wasser sind ein Muss.
Fusspilz Die Duschen in den Herbergen und verschwitzte Füssen beim Laufen sind ein Paradies für Fusspilze. Keine Sorge: Fusspilz kann sehr einfach mit entsprechenden Cremes behandelt werden. Zur Vorbeugung behandel ich meine Füsse täglich mit einer Creme oder Spray – Apotheker raten davon allerdings ab, da die Medikamente erst eingesetzt werden sollen, wenn Symptome (schuppige Haut, dunkle Flecken) auftreten.
Hier gehts zur Packliste für die Pilgerapotheke.