Trotz den immer luxuriöseren Herbergen liebe ich die schlichten Unterkünfte voller Geschichte und Gastfreundschaft. Die schönsten Herbergen auf dem Camino Frances.

Kloster von Roncesvalles

Die alte Herberge in Kloster von Roncesvalles war legendär: Vor der Eröffnung der jetzigen Unterkunft schliefen mehr als 100 Pilger in einem Raum. Oh, dieser Gestank und diese Schnarch-Geräusche! Ich habe die ursprüngliche Herberge dennoch irgendwie geliebt. Die neue Herberge ist nun ins Haupthaus umgezogen und beherbergt mittlerweile etwa 180 Pilger. Das ist sehr viel. Aber immerhin hat man die Räume teilweise in 4er-Abteile aufgeteilt. Ich mag die Herberge, weil hier seit etwa 1000 Jahren Pilger aufgenommen werden – die wenigsten existierenden Herbergen entlang des Camino Frances können auf eine solche Geschichte zurückblicken. 

Preis: 14 Euro

Tipp: In Roncesvalles, das eigentlich nur aus dem grossen Kloster besteht, gibt es keine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel (von den Automaten in der Herberge mal abgesehen). Deshalb ist man gezwungen in eines der Restaurants zu gehen, die für etwa 12 Euro ein Pilgermenu anbieten. Damit wird man zwar satt, aber die Qualität ist eher bescheiden. Deswegen empfiehlt es sich, Gerichte vom regulären Menü zu wählen, auch wenn diese schlussendlich etwas teurer sind.

Viana: kirchliche Herberge

Mit der Kommerzialisierung des Jakobswegs sind mittlerweile private Herbergen mit teils hohem Komfort in der Überzahl. Meines Erachtens geht damit der ursprüngliche Geist des Pilgerwegs verloren. Auch wenn ich manchmal in privaten Herbergen oder schon mal in einem Hotel übernachte, bevorzuge ich die öffentlichen und kirchlichen Herbergen, die oft schon mehrere Jahrzehnte Pilger aufnehmen. Ein solches Beispiel ist die kirchliche Herberge in Viana in einer ehemaligen Wohnung neben der Kirche am Hauptplatz. Geschlafen wird in zwei Räumen auf Matratzen auf dem Boden. Abends kochen die freiwilligen Herbergseltern ein Abendessen für alle, am Morgen gibts Kaffee, Milch und Kekse.

Preis: Spende (Zu Verhalten in einer Spendenherberge siehe hier)

Grañon: Alberge Parroquial San Juan Bautista

Die Alberge Parroquial San Juan Bautista in dem kleinen Dörfchen Grañon wurde vor über 25 Jahre als Gegenpol zur wirtschaftlichen Vermarktung des Camino Frances gegründet. Grundlage ist christliche Nächstenliebe, nach der auch im Mittelalter Klöster, Kirchen und Ritterorden Pilger versorgten. In den einfachen, aber gemütlichen Räumen an der Kirche wird gemeinsam gekocht, gegessen und gebetet. Letzteres ist natürlich freiwillig – allerdings sollte man sich schon am Kochen und/oder Aufräumen beteiligen, wenn man hier einkehrt. Jedes Mal, wenn ich hier übernachtet habe, herrschte eine sehr schöne Gemeinschaftsstimmung. Ich kann die Herberge wirklich empfehlen. 

Preis: Spende

San Nicolas de Puente Fitero

Etwa 10 Kilometer hinter dem Ort Castrojeriz befindet sich die wohl schönste und aussergewöhnlichste Herberge des gesamten Camino Frances: das kleine Kirchlein San Nicolas. Einige Kilometer vom nächsten Ort entfernt schläft man hier mitten in den Weizenfeldern der Meseta. Das Gebäude war Teil eines Pilgerhospitals aus dem 11. Jahrhundert und wurde von der italienischen Jakobusbruderschaft restauriert, die auch die Herberge betreiben. Im Innenraum befinden sich nur 12 Schlafplätze, ein grosser Esstisch und eine kleine Kapelle, in der ein altes mittelalterliches Ritual stattfindet: vor dem gemeinsamen Abendessen werden den Pilgern die Füsse gewaschen (nachdem diese hoffentlich vorher geduscht haben). Die Teilnahme ist freiwillig. Ich hatte das grosse Glück, hier für zwei Wochen als Herbergsvater Pilger betreuen zu dürfen und habe dieses Ritual durchgeführt – auch bei Atheisten, welchen diesen Moment dennoch als sehr ergreifend empfunden haben. Danach wird gemeinsam bei Kerzenschein gegessen (Strom gibt es nur im modernen Nebengebäude, wo sich auch die Toiletten befinden). Die Zeit in San Nicolas gehört zu den schönsten Erinnerungen meiner Jakobswege.

Preis: Spende

Ribadiso: Öffentliche Herberge

Normalerweise sind die öffentlichen galicischen Herbergen Zweckbauten ohne jeglichen Charme – mit Ausnahme der Herberge im Weiler Ribadiso (etwa 3 Kilometer vor der Stadt Arzua). An der Stelle einer historischen Pilgerherberge aus dem Mittelalter (auch die Brücke über den Fluss wurde einst nur für Pilger gebaut) befindet sich die Herberge in mehreren Steinhäuschen, umgeben von Wiesen direkt am Fluss. Im Sommer kann man sich hier sehr schön ausruhen und im Wasser abkühlen.

Preis: 8 Euro

Verpflegung: Hier gibt es keinen Lebensmittelladen. Man muss sich also Proviant mitbringen, oder in einem der Bars essen, die hier in den letzten Jahren entstanden sind.

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