Was sind die richtigen Schuhe für den Jakobsweg? Die guten alten Bergstiefel, Trekkingboots oder vielleicht doch Trailrunning-Schuhe? Alles Wissenswerte zur Wahl der richtigen Treter für den Camino de Santiago.
Ein Blick auf Pilgerfüsse zeigt: Ein Grossteil der Jakobspilger macht sich mit Schuhen auf den Weg, die völlig unpassend sind. Während allerdings bei uns in den Schweizer Touristenhotspots Bergneulinge oft mit Schuhen in unwegsamem Gelände unterwegs sind, die eher für eine Shoppingtour taugen, findet sich auf dem Camino das Gegenteil. Nicht wenige Pilger haben Treter an den Füssen, mit denen könnte man das Matterhorn besteigen: Bergschuhe wohin man schaut.
Es scheint immer noch die Meinung vorzuherrschen (auch im Fachhandel): Wanderer bräuchten schwere Klötze an den Füssen.
Aber: Gerade auf einer Fernwanderung auf einem der Jakobswege sind Bergstiefel die falsche Wahl.
Denn auf den verschiedenen Strecken ist man meist auf Feld- und Waldwegen und auf Asphalt unterwegs. Ich kenne keinen Abschnitt auf einem Jakobsweg, der einen Bergschuh rechtfertigen würde.
Während Bergschuhe für unwegsames Gelände konzipiert sind, haben sie auf dem Jakobsweg folgende Nachteile:
- zu schwer Ein robuster Berg- oder Trekkingschuh bringt mehrere 100 Gramm auf die Waage (nicht selten über ein Kilogramm) – ein Gewicht, das Beine und Füsse ermüdet.
- zu eng Bergschuhe liegen eng an den Füssen an. Die verschiedenen Schichten des Schuhleders sind kaum dehnbar. In der Wärme/Hitze Spaniens schwellen die Füsse an und haben dann in den Schuhen keinen Platz mehr. Die Folge: Die Zehen drücken gegen die Schuhwand und schmerzen nach ein paar Tagen fürchterlich oder es entstehen Blasen.
- zu hart Bergschuhe zeichnen sich durch eine recht steife Sohle aus, die bei Wanderungen über Stock und Stein sinnvoll ist, aber auf hartem Untergrund zu Schmerzen an der Sohle und den Unterschenkeln führen kann. Denn auf Asphalt, Feldwegen und Co. muss der Fuss natürlich und weich abrollen können. Ausserdem sind Bergstiefel wenig gedämpft. Das bedeutet: Auf hartem Untergrund erfährt man bei jedem Schritt einen Schlag auf die Fussknochen und die Gelenke.
Diese Nachteile können mindestens unangenehm sein oder sogar Schmerzen verursachen. In meinen Anfangsjahren auf dem Jakobsweg, ausgestattet mit festen Bergstiefeln, litt ich oft unter sehr starken Schmerzen an der gesamten Fusssohle.
Der richtige Schuh für den Jakobsweg
Der richtige Schuh für den Camino sollte über folgende Eigenschaften verfügen:
- leicht Ein leichter Schuh stellt keine zusätzliche Belastung für den Körper dar (mein Modell wiegt gerade mal 270 Gramm).
- dehnbar Spätestens, wenn sich der Fuss in der südeuropäischen Sommerhitze ausdehnt, braucht er Platz, um Druckschmerzen und Blasen zu vermeiden.
- gute Dämpfung Um die Gelenke und den gesamten Laufapparat zu schonen, sollte der Schuh stark gedämpft sein – ein Segen bei den vielen harten Untergründen auf dem Jakobsweg.
- weich Bei einer weichen Sohle kann der Fuss natürlich abrollen.
- grippig Eine Sohle mit guter Haftung auf verschiedenen Untergründen gibt Sicherheit (auch gerade bei feuchten Bedingungen).
Trailrunning-Schuhe vereinen all diese Eigenschaften, weswegen ich seit einigen Jahren nur noch mit solchen «Turnschuhen» unterwegs bin. Manche Outdoor-Marken bieten zudem auch Schuhe an, welche als Trekkingschuhe vermarktet werden, welche diese Features besitzen.
Ich bin zudem dazu übergegangen, nur noch niedrige Schuhe zu tragen also solche, die nicht über die Knöchel reichen. Ich habe keinen Unterschied in der Stabilität meines Fusses feststellen können und spare so Gewicht.
Ein Tipp zum Schuhkauf: Wander- und Trailrunning-Schuhe immer eine Nummer grösser kaufen. Allerdings empfiehlt sich, Schuhe für den Jakobsweg im Geschäft gründlich zu testen, bevor man sie kauft.
Einen Nachteil haben Trailrunning-Schuhe allerdings. Die Sohle ist schneller durchgelaufen als bei einem klassischen Bergschuh – einen Jakobsweg halten sie aber durch.
Die rechten Bergschuhe von Meindl sind ungeeignet für den Jakobsweg (auch wenn viele Pilger mit solchen Schuhen unterwegs sind). Das mittlere Paar (von Decathlon) sind für den Winter bei mehr Regen sinnvoll. Zu allen anderen Zeiten sind Trailrunning-Schuhe die beste Wahl (Inov8).
Regenschutz: ja oder nein?
Auf dem Jakobsweg braucht man keine wasserdichten Schuhe. Es regnet während der Pilgersaison von Ostern bis etwa Oktober in der Regel so selten, dass sich ein Regenschutz lohnen würde. Nur im Winter, wenn es viel regnen kann, können wasserdichte Schuhe sinnvoll sein.
Zudem haben Schuhe mit einer wasserdichten Membran den Nachteil, dass man sehr viel schwitzt. Denn auch wenn die Schuhe als «atmungsaktiv» angepriesen werden, lassen sie nur geringe Feuchtigkeit entweichen. Die Folge: Man hat ständig leicht feuchte Füsse, was nicht nur sehr unangenehm ist, es kann auch Fusspilz begünstigen.
Meine Devise: Lieber einen Tag nasse Füsse als vier Wochen ständig feuchte Socken.
Meine Trailrunning-Schuhe besitzen nur ein Mesh-Gewebe, sind also in keiner Weise wasserdicht. Dadurch werden meine Füsse auch bei einem leichten Schauer pitschnass, trocken dann aber schnell. Dafür habe ich aber in der restlichen Zeit ein sehr luftiges und angenehmes Klima im Schuh.
Schuhe für den Jakobsweg immer einlaufen
Neue Schuhe müssen sich immer erst an die Fussform anpassen und könne am Anfang Druckstellen oder Blasen verursachen. Deshalb ist es wichtig, dass man seine Schuhe vor dem Camino zuerst einläuft. Wer keine Zeit hat, ein paar Wanderungen mit den neuen Tretern zu absolvieren, kann die Schuhe auch im täglichen Leben anziehen. Das hat denselben Effekt.
Hier geht es zur Packliste für den Jakobsweg.