Herberge, Pension oder Luxushotel: Alles, was man zu Unterkünfte auf dem Jakobsweg wissen muss.
In wichtigen Etappenorten, in denen in der Regel die meisten Pilger haltmachen, gibt es nebst Herbergen, die man sich wie Jugendherbergen mit Schlafsälen vorstellen muss, auch Pensionen und Hotels. Manchmal kommt man auch an Casa Rurales vorbei, bei denen es sich um B&Bs auf einem Bauernhof handelt. In den Städten gibt es Unterkünfte aller Kategorien und Preisklassen. Mittlerweile kann man auch ganze Appartements über AirBnB buchen.
Nein. Die Herbergen wurden eingerichtet, um Pilgern eine günstige Unterkunft zu bieten. Es gibt keine «Regel», die besagt, dass ein Pilger in einer Herberge zu schlafen hat – auch wenn manche Pilger das gerne so darstellen und behaupten, eine «richtiger Pilger» müsse in einer Pilgerherberge übernachten. Das zeugt von Arroganz und Neid.
Es ist völlig OK, wenn man den ganzen Weg in Pensionen schläft, oder sich ab und zu den Luxus eines Einzelzimmers gönnt!
Allerdings bieten Herbergen die Möglichkeit, mit anderen Pilgern aus der ganzen Welt ich Kontakt zu kommen. Meiner Meinung nach ist das ein wichtiger Bestandteil der Jakobswegs-Faszination.
Herbergen gibt es von sehr bescheiden bis luxuriös. Unterkünfte von Gemeinden oder kirchlichen Organisationen bieten meist nicht mehr als (grosse) Gemeinschaftsschlafsäle, sanitäre Anlagen und Waschbecken für Kleider mit kaltem Wasser. Private Herbergen bieten kleinere Zimmer (aber immer noch als Gemeinschafts-Schlafsaal), bessere Betten, Waschmaschinen und manchmal sogar einen Pool.
Oft bieten private Herbergen auch Doppelzimmer an. Die Preise für private Herbergen sind dementsprechend teurer und liegen für ein Schlafsaalbett etwa zwischen 12 € und teilweise sogar 17 €. Private Zimmer starten etwa bei 30 €. Die öffentlichen und kirchlichen Herbergen verlangen Preise zwischen 5 und 10 Euro – manche finanzieren sich auch komplett über Spenden (siehe weiter unten).
Nein, die Schlafsäle sind gemischt. Manchmal kann es sogar passieren, dass Stockbetten zusammengeschoben wurden und ein Doppelbett bilden. Dieses teilt man sich dann mit einem Fremden.
Privatsphäre gibt es in Pilgerherbergen kaum – aber daran gewöhnt man sich nach einiger Zeit.
Ja und nein. Vor der Corona-Pandemie war es kaum möglich, Herbergen zu reservieren. Während der Pandemie, als die Anzahl Betten reduziert wurden, konnte man seinen Platz im Voraus vormerken lassen. Nun geht man wieder zu dem alten Prinzip «first come, first serve» zurück. Das gilt insbesondere für öffentliche und kirchliche Herbergen. In privaten Herbergen kann man sein Bett vorbestellen, teilweise sogar über booking.com.
Nein! Es hat genug Schlafplätze auf den Jakobswegen! Vielleicht muss man in einem Ort in einigen Herbergen nachfragen oder im schlimmsten Fall weiterlaufen, aber einen Schlafplatz gibt es immer! Es ist ein besonderer Reiz des Jakobsweges, dass man sich völlig frei fühlt, dass man spontan entscheidet, wie weit man an diesem Tag läuft, und dass man Vertrauen aufbaut in das gutmeinende Schicksal. Wer seine Betten wie in normalen Ferien bucht, sperrt sich in ein Korsett, das dem Spirit des Weges widerspricht.
Übernehmt nicht die Angst derjenigen Pilger, die zum Etappenort rennen, um sich ein Bett zu sichern! Glaubt nicht an die Schreckensnachrichten in diversen Foren. Ich musste in meinen 20 Jahren, in denen ich nie ein Schlafplatz reserviert habe, nie im Freien schlafen.
Es gibt sie immer noch, die Herbergen, die auf Spendenbasis arbeiten und den ursprünglichen Geist der Gastfreundschaft aufrecht halten – oft Herbergen christlicher Organisationen, welche die Nächstenliebe im Alltag leben. Meist werden ein gemeinsames Abendessen und ein Frühstück angeboten.
Bett, Abendessen und Frühstück kosten in einer regulären Herberge, inklusive Restaurantbesuch etwa 25 Euro. Das Essen ist in der christlichen Herberge vielleicht etwas bescheidener, ein Spendenbeitrag von 15 bis 20 Euro ist dennoch angemessen. Bekommt man «nur» ein Bett, sollten es 8 bis 10 Euro sein. Natürlich: Wer sehr knapp bei Kasse ist, kann auch weniger geben.
Wenn immer möglich, schlafe ich in einer solchen Traditionsherberge, da sie für mich den Gemeinschaftsgeist auf dem Jakobsweg symbolisieren und sich gegen die Kommerzialisierung des Pilgern stemmen. Hier habe ich mal meine liebsten Herbergen auf dem Camino Fancés beschrieben.
PS: Das Aufmacherbild zeigt die alte Herberge im Kloster Roncesvalles. Die Herberge ist mittlerweile ins Haupthaus umgezogen und ist sehr modern. Eine solche Situation mit duzenden Pilgern in einem Raum gibt es nicht mehr auf den Jakobswegen. 🙂